
Schlüsselfaktoren
Anhand der Faktoren, die im Rahmen der STEEP-Analyse identifiziert wurden, werden bei der Szenariofeld Analyse sog. Schlüsselfaktoren eruiert, indem das systemische Verhalten der Faktoren und deren Relevanz hinsichtlich ihrer Wirkung auf das Gestaltungsfeld – in unserem Fall das Bildungssystem / die Bildungslandschaft – analysiert wird. Die Schlüsselfaktoren stellen die wesentlichen Einflussfaktoren auf das Gestaltungsfeld dar und können in diesem Sinne auch als kritische Faktoren bezeichnet werden.
Die Formulierung der Schlüsselfaktoren in jeweils mehreren unterschiedlichen Ausprägungen ermöglicht es, mögliche zukünftige Entwicklungen abzubilden, die in verschiedene Richtungen weisen.
Bei der Projektions-Entwicklung werden dann nach dem Prinzip der multiplen Zukunft unter Berücksichtigung gegenseitiger Wechselwirkungen alternative Entwicklungsmöglichkeiten (Projektionen) der festgelegten Schlüsselfaktoren erarbeitet.
1. Strukturreformen im Sekundarschulbereich
Schule als Teil von übergreifenden Bildungslandschaften (weniger als autonome/eigenständige Institution)
Einrichten von Zwei-Wege-Modellen
Einheitsschule (Abschaffung getrennter Schularten)
2. Medizinische und psychologische Versorgung im Kindes- und Jugendalter
Gewährleistung einer „optimalen” Grundversorgung inkl. regelmäßiger Kontrollen, Präventionsmaßnahmen und „Behandlungs-” bzw. „Ausgleichsmaßnahmen” in Schulen (z. B. durch Inklusion von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf inkl. Betreuung)
Regelmäßige Kontrollen für alle Kinder und Jugendlichen, Folgemaßnahmen eigenverantwortlich zu ergreifen
Auslagerung der Verantwortlichkeit aus schulischem Kontext bzw. Eigenverantwortlichkeit der Eltern und Zwei-Klassen-Medizin (Status Quo)
3. Diversifizierung des pädagogischen Fachpersonals in Schulen
Strukturierte - multiprofessionelle - Zusammenarbeit von der Gesamtheit der Fachkräfte einer Bildungslandschaft mit gemeinsamen Zielen und gegenseitiger Unterstützung und Vernetzung
gesteigerter Einsatz und Vernetzung (sozial-)pädagogischer Fachkräfte in Schulen
keine besondere Förderung der bereichsübergreifenden Zusammenarbeit verschiedener pädagogischer Fachkräfte
4. Qualifikation der Fachkräfte in Bildungslandschaften und neue Rollenverständnisse
getrennte Ausbildungswege, Zertifizierung, Berufsfelder für Fachkräfte verschiedener Bereiche (Status Quo)
Intensivierung der Schnittstellen und Relativieren der Trennlinie zwischen Qualifikationen inkl. bereichsübergreifendes Angebot an Weiterbildung
kontinuierliche Vernetzung und Verschmelzung der Bereiche, neu definiertes Rollenverständnis der Fachkräfte und gesicherte Weiterbildung
5. Standort
Gewährleistung flächendeckender Bildungsangebote (Folge: „Leben am Land” wird attraktiver gestaltet, Urbanisierung rückläufig)
Strukturelle Probleme bei Gewährleistung flächendeckender Bildungsangebote in ländlichen Gegenden durch steigende Urbanisierung
steigende Mobilität der Akteure, dadurch gesicherter Zugang zu Bildung
6. Unterrichtsgestaltung/Lernformen
Binnendifferenzierung im Unterricht (Unterrichten auf verschiedenen Niveaustufen in einem gemeinsamen Klassenverbund)
Kooperatives Lernen → verstärkte Orientierung an Team- und Projektarbeit, weniger Frontalunterricht
Aufhebung des regulären Klassenverbundes, freie Wahl der Unterrichtsinhalte und -anforderungen durch die Schülerinnen und Schüler an verschiedenen „Lernstationen” (bei flexiblem und vielfältigem Förderangebot)
7. Leistungsbewertung
Abschaffung der notenbasierten Leistungsbewertung
Beibehaltung der notenbasierten Leistungsbewertung
Portfolio-Erfassung des Lernverlaufes, gesamtheitliche Beurteilung des Leistungsspektrums z. B. in Form von „Lernentwicklungsberichten” o. Ä.
8. Lerngelegenheiten und Fördermaßnahmen außerhalb des klassischen Bildungswesens
frei zugängliches „Nachhilfe”- bzw. Förder-System mit flexiblen Öffnungszeiten, gesicherter Standortnähe, gut ausgebildeter Fachkräfte sowie vielfältiger und qualitativ hochwertiger pädagogischer Angebote, die an den Wandel der Gesellschaft angepasst sind (z. B. vermehrt medienpädagogische Angebote)
Verfügbarkeit/Zugänglichkeit und gesicherte Qualität digitaler Bildungsangebote zur individuellen Weiterbildung
Soziale Disparitäten im Zugang zu außerschulischer Förderung, da Eigenverantwortlichkeit der Eltern bei starker Abhängigkeit von familiären Ressourcen (Status Quo)
9. Bedarfsgerechte Bildung und Betreuung durch Schulen
System mit flexiblen Öffnungszeiten (Ganztagsschulbetrieb), gesicherter Standortnähe, gut ausgebildeter Fachkräfte sowie vielfältiger und qualitativ hochwertiger pädagogischer Angebote, die an den Wandel der Gesellschaft angepasst sind (z. B. vermehrt medienpädagogische Angebote)
Starke und konstante Unterschiede im Ausmaß und der Qualität des Angebotes (z. B. fehlende Standorte in ländlichen Gegenden vs. flexible Wahl von Schulen mit unterschiedlichem Angebot / pädagogischen Schwerpunkten etc. in städtischen Regionen)
10. Wert von Kompetenzen und Wissen
totale Wissensgesellschaft (Kompetenzen und Wissen hauptsächliche Voraussetzung des individuellen Erfolgs)
partielle Wissensgesellschaft (Kompetenzen gleichwertig mit anderen Zugängen, z. B. Zertifikaten)
Rückentwicklung (Wert von Zertifikaten und Input überwiegt dem Wert von Wissen und Output
11. Chancengleichheit
totale Chancengleichheit in Theorie und Praxis
theoretische Chancengleichheit (keine rechtliche Unterscheidung zwischen Individuen, Umsetzung der Praxis durch individuelle Vorgänge z.T. verhindert)
fehlende rechtliche Grundlage für Chancengleichheit
12. Zugang zu digitalen/ virtuellen Lernangeboten
flächendeckend/ allumfassend möglich (jeder Lehrende bzw. jeder Lernende besitzt die Materialien und Kompetenzen, Software und Konzepte sind für jedes Thema verfügbar)
partielle Abdeckung (o.g. Voraussetzungen treffen nicht auf jedes Thema, Individuum oder jede Institution zu)
elitär (Zugang zu digitalem Lernen ist auf bestimmte Gruppen beschränkt)
13. Nachhaltigkeit
Förderung des Nachhaltigkeitsbewusstseins als fester Lehrplan-Bestandteil
Implementierung von Nachhaltigkeitsstrategien in Bildungseinrichtungen (z. B. durch zunehmende Arbeit mit digitalen Medien, nachhaltige Verpflegung, Schulreisen etc.)
Nachhaltigkeit als Bestandteil in der Ausbildung der Lehrkräfte
14. Abschlüsse und Zertifizierung
Zunehmende Relevanz von (höherer) Bildung und der damit verbundenen Abschlüsse/Zertifikate auf dem Arbeitsmarkt
stärkere Kompetenzorientierung auf dem Arbeitsmarkt, abnehmende Bedeutung von Zertifikaten